Griechischer Wein oder die erste große Panne

Schon in Italien fiel plötzlich unsere Heizung aus. Alle You-Tube Videos und auch der telefonische Support vom Hersteller halfen nicht weiter. Es blieb kalt. Es blieb nur die Fahrt zur Werkstatt. Der nächste Partner unserer Planar Heizung sitzt in Athen. Da wollten wir eigentlich erst in ein paar Wochen sein. Also erstmal Zähne zusammenbeißen und wenn’s kalt wird eng zusammenkuscheln. Da in Griechenland, für uns Mitteleuropäer, auch im Winter angenehme Temperaturen herrschen war das eigentlich kein Problem. Eigentlich, solange man nicht Unmengen an Wasser im Wohnkoffer hat, dass raustrocken muss. Aber ganz der Reihe nach.

Wir waren also endlich in der griechischen Sonne und genossen unsere ersten Tage schon in vollen Zügen. Stück für Stück machten wir uns mit den Eigenheiten des Landes vertraut. Als wir weg von der Küste in die Berge fuhren wurde uns schnell klar, dass wird alles sehr eng hier. Griechische Bergdörfer sind nur bedingt für LKWs geeignet. Die Straßen in die Berge verändern sich ständig. Aus einer breiten zweispurigen Route wird plötzlich ein enger schmaler Weg. Einmal ist die Straße voller Schlaglöcher, dann wieder relativ gut, nur um sich im nächsten Moment in eine ausgewaschene Lehmstraße zu verwandeln. Die Serpentinen sind teilweise so eng, dass man mit einem LKW auch gern mal rangieren muss und erst im zweiten oder dritten Zug rumkommt. Und dann kommt irgendwann ein Dorf. Die Straßen, Simba passt gerade so drauf, sind schmal. Die Häuser sind links wie rechts direkt an die Straße gebaut und diese haben oft Balkone die dann auch noch auf die Fahrbahn reichen. Für flache Autos problemlos machbar, für LKWs nicht immer.

Unser Ziel war erst ein Wasserfall, der wunderschön war und die Wanderung sich dahin mehr als gelohnt hat. Zur anschließenden Stärkung haben wir eine rund 10 km entfernte Taverne ausgesucht. Es wurde schön langsam schon dunkel als wir uns auf den Weg dorthin machten. Adresse bei Google Maps eingegeben und los gings. Bis ins Dorf lief alles spitze, doch dann dachte Google es müsse uns eine Abkürzung bescheren. Wir fuhren ins Dorf, die erste Abzweigung war eng und steil, jedoch machbar, die zweite Kurve wurde uns dann schon zum Verhängnis.

Hausecken, Balkone, ein Zaun direkt an der Straße und das alles direkt nach der Kurve. Wir steckten fest. Plötzlich ein lauter Knall. Entdecken konnten wir vorerst nichts, bis wir ausstiegen. Da lag einfach einer unserer Astabweiser auf dem Boden. An einem Hauseck stand ein Stück Stahl hervor. Relativ klein und schlecht zu erkennen, vor allem bei Nacht. Naja, Astabweiser auf die Seite legen und versuchen da wieder raus zu kommen. Die Bewohner waren schnell auf den Beinen, kamen mit Taschenlampen auf uns zu und machten uns auf Griechisch (Englisch sprach hier niemand) klar, dass wir hier nicht weiter kommen und dass diese Straße viel zu schmal für uns ist. Das war uns jetzt natürlich auch klar. Immer mehr Dorfbewohner kamen hinzu, während Micha versuchte uns aus der Lage zu befreien. Jeder der Männer wollte helfen, alle schrien wild durcheinander und machten die Situation so nur noch schwieriger. Mit viel Fingerspitzengefühl und Millimeterarbeit schafften wir es nach fast zwei Stunden wieder auf einer breiten Straße zu stehen.

Unser Astabweiser durfte nun im Wohnraum mitfahren, während wir auf der breiteren Umgehungsstraße Richtung Taverne weiter fuhren. Ein Schlafplatz war zum Glück schnell gefunden und nur ein paar Hundert Meter von der Taverne entfernt. Bevor wir los zogen, gönnten wir uns erstmal einen Ouzo auf die ganze Aufregung. Dann gings in die Taverne. Dort sprach natürlich auch niemand englisch, doch mit Hilfe von Gesten und ein paar wenigen Worten hatten wir schnell einen halben Liter Weißwein und nochmal einen Ouzo. Zum Essen gab es dann natürlich auch noch was und dazu wieder ein Wein. Weil er so gut schmeckte und uns das Erlebnis immer noch in den Knochen steckte, gab es auch noch eine dritte Karaffe bevor wir heim wankten. Im Simba angekommen fielen wir sofort ins Bett und schliefen ein.

Wenige Stunden später wars dann aber schon wieder vorbei mit dem Schlaf. Ich wurde geweckt, weil alles um mich herum nass war. Ruck zuck waren wir hellwach. Im Licht sah man das Problem sofort. An unserer Wand im Bett lief das Wasser als Rinnsal rein. Das Wasser lief bereits im Flur umher. Micha war sofort draußen und öffnete erstmal eine unserer Stauklappen. Ein riesiger Wasserschwall kam ihm entgegen. Leiter raus und erstmal aufs Dach. Und da war das Übel schnell sichtbar. Der Stahl an der Hausecke funkgierte als Dosenöffner und schnitt uns ein 30 cm langes Loch ins Dach. Und da es nachts stark zu regnen begonnen hatte, war es dann auch kein Wunder, dass so viel Wasser im Wohnkoffer war.

Wir hatten einfach nicht dran gedacht das abends mal zu überprüfen. Und der viele, griechische Wein ließ uns lange schlafen, bevor wir es tatsächlich bemerkten. Mit Dekasil flickte Micha das Loch noch in der Nacht, alles sichtbare Wasser putzen wir weg. Am nächsten Morgen war uns jedoch auch klar, ohne Heizung bekommen wir hier nichts mehr richtig trocken. Also haben wir uns entschieden noch am selben Tag und auf direktem Weg nach Athen zu fahren.

Die Heizung geht mittlerweile wieder und das Dach ist mit einem Stück Aluminium gut geflickt, sodass kein Wasser mehr reinkommt. Auf Google verlassen wir uns hier nicht mehr zu 100 % und laufen manche Strecken lieber mal ab, bevor wir dann tatsächlich fahren. Und der süffige, griechische Wein schmeckt uns natürlich nach wie vor.

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